Buersche Freitag 5.5.2006

Stadt soll vom Investor Schadenersatz fordern

Nach der Kündigung des Vertrages zur Sanierung des Hans-Sachs-Hauses sollte die Stadt Gelsenkirchen den von ihr beauftragten Investor Xeris auf Schadenersatz verklagen. Dazu rät Prof. Roland Günter, Vorsitzender des Werkbundes Nordrhein-Westfalen und Vordenker der Abrissgegner, der Kommune. -

Von Bernd Aulich -

- "Die Stadt ist betrogen worden", begründete Günter seinen Rat in einer Pressekonferenz des Bürgerbegehrens "Licht in das Dunkel um das Hans-Sachs-Haus". Deshalb könne nicht die Deutsche-Bank-Tochter Xeris, sondern die Kommune Schadenersatz fordern. Xeris verlangt von der Stadt 45 Millionen Euro Entschädigung.

Von Oberbürgermeister Frank Baranowski und Stadtbaurat Michael von der Mühlen erwartet der prominente Abriss-Gegner, dass sie sich spätestens nach einer für Ende Mai unter Ausschluss der Öffentlichkeit einberufenen Anhörung von Experten "an die Spitze der Bewegung setzen, die das Hans-Sachs-Haus retten will".

Die Stadt wäre nach Günters Einschätzung gut beraten, im Konflikt um den stadtbildprägenden Bau aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts "den Zeitdruck herauszunehmen". Der Bau könne durchaus noch Jahre leer stehen.

"Die Fassaden stehen lassen"

24 Fehler im Debakel um das Hans-Sachs-Haus ("einer von zwei architektonischen Weltstars in Gelsenkirchen neben dem Musiktheater im Revier") hat Günter aufgelistet. "Das ist deutscher Rekord." Dazu zählen für ihn der Verzicht auf eine Kosten-Deckelung, der Einsatz von sonst nur bei Neubauten gebräuchlicher Großtechnologie und der "Bluff" mit angeblichen Statik-Mängeln.

Günter: "Mit Neubau-Normen macht man jedes Denkmal kaputt." Und er äußert "eine ganz böse Vermutung": Angesichts der Xeris-Forderung könnte die Stadt versucht sein, dem Investor das Filet-Grundstück im Zentrum zu schenken.

Unterstützung erhofft Günter von Landesbauminister Oliver Wittke, der den Xeris-Vertrag als Gelsenkirchener Oberbürgermeister zusammen mit seinem damaligen Kämmerer Rainer Kampmann eingefädelt hat. "Wenn Wittke Anstand hat, versucht er zu helfen, wo es nur geht." Zum Beispiel durch die Bewilligung von Städtebauförderungsmitteln und durch ein Moderationsverfahren. Als Moderatoren schlägt Günter den früheren Chef der Internationalen Bauausstellung Emscher-Park, Prof. Dr. Karl Ganser und den früheren IBA-Direktor Prof. Peter Zlonnicky vor.

Den Rat der Stadt fordert Günter auf, seinen im Dezember verabschiedeten Abrissbeschluss zu überdenken und "die Fassaden komplett stehen zu lassen". Sie seien "das Beste" an dieser Ikone der Gelsenkirchener Baukultur.




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