Kein Abriss des Hans-Sachs-Hauses
Wir, das Bürgerforum Hans-Sachs-Haus, haben einen
Gelsenkirchener Aufruf an den Rat der Stadt verfasst.
Das Gelsenkirchener Hans-Sachs-Haus ist ein herausragendes Bauwerk, dessen künstlerische
und städtebauliche Bedeutung weit über die Grenzen der Stadt hinausreicht.
Zu Recht wurde es unter Denkmalschutz gestellt.
Es wurde entworfen von Alfred Fischer, einem bedeutenden Architekten der
frühen Moderne, und war seit Ende des zweiten Weltkriegs der Sitz von
Rat und Verwaltung.
Es ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Moderne im Ruhrgebiet und als
solches im „Weltlexikon der Architektur“ von N. Pevsner verzeichnet.
Die Namensgebung erfolgte nach einem Ideenwettbewerb, an dem sich alle interessierten
Bürger beteiligen konnten.
Das Hans-Sachs-Haus beherbergt einen Konzertsaal mit der größten
erhaltenen neuromantischen Konzertorgel Europas (denkmalgeschützt),
einer Walcker-Orgel mit 92 Registern.
In den Fluren des Hauses befand sich das mutmaßlich weltweit erste Farbleitsystem,
das mit wandgroßen Farbfeldern in Primärfarben durch das Haus führte.
Dieses Farbleitsystem, das der Bauhaus-Moderne zuzurechnen ist, wurde Mitte der
1990er Jahre teilweise wiederhergestellt.
Die Bedeutung des Hans-Sachs-Hauses für Gelsenkirchen geht über den
baukünstlerischen Wert weit hinaus. Als Sitz der Verwaltung sowie des Rates
und als zentraler Veranstaltungsort ist es wie kein zweites Gebäude der Stadt
mit dem Leben ihrer Bürgerinnen und Bürger verbunden. Das Hans-Sachs-Haus
ist die emotionale Mitte der Stadt.
Politische Fehlentscheidungen und kurzsichtiges Handeln der Verantwortlichen
könnten nun dazu führen, dass dieses historische Gebäude
dem Erdboden gleich gemacht wird. Wir Gelsenkirchener Bürgerinnen und
Bürger wehren uns dagegen mit aller Entschiedenheit.
Die Beschlussfassung des Rates über den Abriss geschah in einer nichtöffentlichen
Sitzung. Die sachkundige öffentlichkeit konnte sich über die Stichhaltigkeit
der Gründe kein eigenes Urteil bilden. Nach unserer Information wurden
die Entscheidungen für den Abriss auf der Grundlage von Zahlen getroffen,
deren Ermittlung möglicherweise „parteiisch“ war. überzogene
Standards sollten den Abrissbeschuss legitimieren. Wir fordern
den Rat der Stadt Gelsenkirchen und alle übrigen Verantwortungsträger
auf:
- Lassen Sie dieses für die Geschichte und die Zukunft der Stadt
Gelsenkirchen wichtige Gebäude nicht durch vorschnellen Abbruch
dafür büßen, dass falsche Wege bei der Sanierung eingeleitet
wurden. Revidieren sie den verheerenden Abrissbeschluss.
- Geben Sie der Suche nach Alternativen und nach Möglichkeiten
des Erhalts zeitlichen Raum.
- Beteiligen Sie die interessierte Gelsenkirchener Bevölkerung
und unabhängige Fachleute von außerhalb an der Diskussion
um die Zukunft des Gebäudes. Nur so ist langfristiger Schaden für
die politische Kultur der Stadt abzuwenden.
- Setzen Sie sich ein für den Erhalt des Ursprungsbaues von Alfred
Fischer.
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